Kulturkontakte und Kulturtransfer finden stets in Netzwerken statt: Sie sind von Beziehungen zwischen einzelnen Vermittler:innenfiguren und vermittelnden Institutionen, von materiellen und konventionellen Handels-, Verkehrs- und Kommunikationswegen, von den transportierten Gegenständen und nomadischen Medien, und von den impliziten Protokollen für jede der einzelnen involvierten Kommunikationen und Kooperationen abhängig. Der in den letzten beiden Jahrzehnten rasante und innovative Fortschritt der Forschung zu Netzwerken in etlichen Disziplinen bietet den Geisteswissenschaften deshalb auch in diesem Bereich neue Herausforderungen und Chancen.
Die zweitägige interdisziplinäre Tagung Netzwerke im Kulturtransfer untersucht Prozesse der kulturellen Vermittlung dezidiert mit dem Blick auf jene Netzwerke, die sie ermöglichen und die von ihnen performiert werden. Es gilt, neue Verfahren und Begriffe zu entwickeln, die dem Fortschritt der Netzwerkforschung Rechnung tragen und zugleich grundlegend zum Verständnis gerade grenzüberschreitender kultureller Netzwerke beitragen – von der qualitativen und quantitativen Netzwerkforschung über Akteur-Netzwerk-Theorie und Akteur-Medien-Theorie bis zu Profilierungen zwischen system- und netzwerkorientierten Ansätzen.
Netzwerke im Kulturtransfer
Interdisziplinäre Online-Tagung am Internationalen Graduiertenkolleg 1956 Kulturtransfer (Freiburg/Moskau) in Zusammenarbeit mit dem SFB 1187 Medien der Kooperation (Siegen) und dem Institut für Medienkultur und Theater (Köln)
30. September – 1. Oktober 2021, online
Die Tagung findet vollständig online statt. Bitte melden Sie sich hier kostenlos zur Teilnahme an: kontakt@igk1956.uni-freiburg.de.
Veranstaltet von Dr. Sebastian Gießmann und Prof. Dr. Stephan Packard. Konzeption: Friederike Ahrens, MA., Dr. Sebastian Gießmann und Prof. Dr. Stephan Packard.
30. September
9:00 Begrüßungen
9:30 Eröffnungsvortrag:
Sebastian Gießmann (Siegen):
Morenos Kartierung, Jennings’ Test:
Zur geteilten Wissensgeschichte von Netzwerk- und Testgesellschaft
10:30 Keynote I:
Betina Hollstein (Bremen):
Möglichkeiten und Grenzen der Qualitativen Netzwerkforschung für die Analyse von Kulturtransfers
11:30 Mittagspause
13:00 Regina Schober (Düsseldorf):
Netzwerkkonzepte in der US-amerikanischen Literatur: Kulturkontakt und Methodenkritik
14:00 Lothar Krempel (Köln):
Visualisierung als explorative, multivariate Technologie zur Analyse großer Mengen relationaler Informationen
14:30 Daniela van Geenen (Siegen):
Die (fehlende) Reflexivität der Mapping-Software Gephi
15:30 Nachnmittagspause
18:00 Keynote II:
Amadeo Gandolfo (Berlin):
Empire of Cartoons: Building a Transnational Network of Ibero-American Graphic Humor (1940-1990)
19:00 Ende
1. Oktober
9:30 Keynote III:
Iris Clemens (Bayreuth):
Transfers in Netzwerken am Beispiel transnationaler oder transkultureller Wissensproduktion: eine post-koloniale Perspektive
10:30 Pause
11:00 Stephan Packard (Köln):
Nahökologien: Netzwerkeffekte an Systemgrenzen im Kulturtransfer
12:00 Mittagspause
13:30 Charlotte Murphy (Freiburg):
Staatlich-zivilgesellschaftliche Netzwerke als Kanäle des Transfers von Erinnerungspraktiken zwischen Deutschland und Russland?
14:00 Larissa Polubojarinova (St. Petersburg):
Ivan Turgenev in/und Österreich in 1865-1914: Netzwerke und Kulturtransfers
15:00 Pause
15:30
Abschlussdiskussion
mit Respondenzen von Elisabeth Cheauré (Freiburg) und Sebastian Gießmann (Siegen)
16:30 Schluss