Test: Überleben, Intelligenz, Handlungsmacht und Zukünfte in der Testgesellschaft


 

„Keine Deskription eines Settings ist möglich oder sogar denkbar ohne die Vermittlung einer Prüfung; ohne eine Prüfung und eine Krise können wir noch nicht einmal entscheiden, ob es ein Setting gibt oder nicht – und noch weniger, wie viele Teile es beeinhaltet.“ Madeleine Akrich und Bruno Latour

Heft 29 der Zeitschrift für Medienwissenschaft fragt, wie sich Medien und Tests wechselseitig konstituieren. Besondere Aufmerksamkeit erfahren dabei Politiken des Testens. Die Beiträger*innen schlagen vor, Tests als offene Situationen zu verstehen, in denen mit teils etablierten, teils sich erst während des Testens etablierenden Maßstäben soziotechnische Bewertungen erfolgen und Entscheidungen getroffen werden. Für einen medienkulturwissenschaftlichen Begriff des Tests gilt: In den Mikroentscheidungen des verteilten und verteilenden Testens steht das Soziale selbst auf der Probe. Die versammelten Beiträge verdeutlichen: kein Test ohne Medien – kein Medium ohne Test.

Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2021/22

Im Wintersemester 2021/22 biete ich folgende Lehrveranstaltungen in der Siegener Medienwissenschaft an:

  • Einführung in die Medienwissenschaft 1
    Unisono | Moodle
  • mit Anne Röhl (Kunstgeschichte): Textile Information? Praktiken des Textilen in Künsten und Medien
    Unisono | Moodle
  • Testen, Testen, Testen
    Unisono | Moodle

Die Lehrveranstaltungen finden seit Dezember 2021 digital statt. Worum geht es in den Seminaren?
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Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2021

spread the love not the virus

Im Sommersemester 2021 biete ich folgende Lehrveranstaltungen in der Siegener Medienwissenschaft an:

  • Einführung in die Medienwissenschaft 1+2
    Unisono | Moodle
  • mit Friedemann Vogel (Diskurslinguistik): Zeichen, Medien und Praktiken des Identifizierens
    Unisono | Moodle
  • Netzwerkkulturen
    Unisono | Moodle

Aufgrund der anhaltenden Corona-Epidemie werden die Veranstaltungen voraussichtlich primär digital stattfinden. Die Medialität der dafür genutzten Infrastrukturen und unsere eigenen digitalen Praktiken werden wir analytisch fruchtbar machen. Worum geht es in den Seminaren?

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Identifizieren: Theorie und Geschichte einer Medienpraktik

Cover Identifizieren: Theorie und Geschichte einer MedienpraktikRegistrieren, Identifizieren und Klassifizieren sind Praktiken, die in digitalen Kulturen kaum mehr zu trennen sind. Anhand der Mediengeschichte des Passes und der Kreditkarte geht der folgende Text der Frage nach, wie immer neue infrastrukturelle Kaskaden des Identifizierens entstehen und welche öffentliche Brisanz den entsprechenden Datenverarbeitungen innewohnt. Beim Identifizieren handelt es sich um eine ko-operative Medien- und Datenpraktik, an der stets mehr als eine Person beteiligt ist. Sie involviert von Anfang an menschliche Körper samt ihrer semiotischen Ressourcen und koppelt diese mit bürokratischen Aufschreibesystemen. Auch die neuesten digitalen Prozeduren greifen bevorzugt auf Gesichter und Fingerabdrücke zu: Biometrie versucht, den für das Identifizieren konstitutiven Abstand zwischen Konten, Körpern und Personen aufzuheben.

„Identifizieren: Theorie und Geschichte einer Medienpraktik“ ist in der Working Paper Series des Siegener Sonderforschungsbereichs Medien der Kooperation erschienen. Es handelt sich um einen Preprint des Wörterbucheintrags „Identifizieren“, der im dritten Band des „Historischen Wörterbuchs des Mediengebrauchs“ publiziert werden wird. Ich danke den Herausgebern Heiko Christians, Matthias Bickenbach und Nikolaus Wegmann für diese Möglichkeit. Entstanden ist der Text in und mit der Werkstatt Praxistheorie des SFBs. Wichtig war die Diskussion zur banal surveillance mit Asko Lehmuskallio, Paula Haara und Heiki Heikkilä während eines Aufenthalts in Tampere, Finnland. Jenny Berkholz, Sebastian Randerath und Tobias Conradi haben die Publikation des Working Papers dankenswerterweise mit möglich gemacht.

Materialität der Kooperation

Cover Materialität der Kooperation

Die Autorinnen der „Materialität der Kooperation“ fragen nach materiellen Bedingungen und Medienpraktiken der Kooperation – vor, während und über Situationen hinaus. Kooperation wird als ein wechselseitiges Zusammenwirken verstanden, das mit oder ohne Konsens, mit oder ohne Kopräsenz der beteiligten Akteure in verteilten Situationen vonstattengehen kann. Materielle Bedingung von Kooperation sind Medien als Artefakte, Körper, Texte, Bilder und Infrastrukturen. Sie ermöglichen, bedingen und figurieren wechselseitige Verfertigungen – und entstehen selbst durch Medienpraktiken in kooperativen Situationen.

VOR-SATZ

Materialität der Kooperation zur Einleitung
Sebastian Gießmann, Tobias Röhl

VOR DER SITUATION

„Harmony, not discord“. Kooperation im Büro der Larkin Company um 1900
Christine Schnaithmann

Schnittstelle Laderampe. Zur Infrastruktur des Schlachthofs
Christian Kassung

Version Control. Zur softwarebasierten Koordination von Ko-Laboration
Marcus Burkhardt

WÄHREND DER SITUATION

Über das Denken in Ko-Operationsketten. Arbeiten am Luftlagebild
Christoph Borbach, Tristan Thielmann

„Ein weiteres gemeinsames Medium zur Banken-Kooperation“. Der Fall der Eurocard
Sebastian Gießmann

Routinen des Kooperierens in der Kreativarbeit
Hannes Krämer

Schlussfolgern durch Skizzieren. „Kooperative“ Materialien des zeichnerischen Denkens
Sabine Ammon

Körper/Technik in Standby. Zur Bedeutung kooperativen Wartens für digitale Arbeit
Ronja Trischler

Strapping und Stacking. Eine Ethnografie der Suche nach einem neuen Medium
Götz Bachmann

ÜBER DIE SITUATION HINAUS

Transsituativität herstellen. Flugreisen und ihre Medien
Larissa Schindler

Spielarten der Trans-Sequentialität. Zur Gegenwartsdiagnostik gesellschaftlicher Problembearbeitungskapazitäten entwickelt aus Ethnografien staatlicher Verfahren
Thomas Scheffer

Ökologien medialer Praktiken
Petra Löffler

POST-SCRIPTA

Sozio-materielle Praktiken in irritierenden Situationen
Jörg Potthast

Die Irreduzibilität des technischen Könnens
Erhard Schüttpelz

Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2019

Museum für Gegenwartskunst, Siegen

Im Sommersemester 2019 biete ich folgende Lehrveranstaltungen in der Siegener Medienwissenschaft an:

Akteur-Netzwerk-Theorie und Akteur-Medien-Theorie
Unisono | Moodle

Werkstatt Praxistheorie
Unisono | Homepage/Plakat

Worum geht es in den Seminaren?

Akteur-Netzwerk-Theorie und Akteur-Medien-Theorie
Die Akteur-Netzwerk-Theorie hat sich in den letzten zehn Jahren in der Medienwissenschaft fest etabliert – zu einem Zeitpunkt, als die meisten ihrer Protagonistinnen und Protagonisten die ANT weitgehend hinter sich gelassen hatten. Die klassischen Texte der Akteur-Netzwerk-Theorie, die wir uns in diesem Seminar gemeinsam erschließen werden, stammen jedoch v.a. aus den 1980er und 1990er Jahren. War ihre verspätete und zunächst auf Bruno Latour fixierte Rezeption in der Medienwissenschaft ein – glücklicher – wissenschaftshistorischer Zufall oder folgt sie einer eigenen Logik? Was lernen wir aus der verspäteten und verschobenen Aneignung, und wie muss Akteur-Netzwerk-Theorie unter digitalen Bedingungen neu gedacht werden? Welche Potenziale bietet sie für medienhistorisches, medienanalytisches und medientheoretisches Arbeiten?

Werkstatt Praxistheorie
Die Werkstatt Praxistheorie widmet sich im Sommersemester 2019 Daten- und Medienpraktiken des Registrierens/Identifizierens, und Aktualisierens. Im Vordergrund steht die Diskussion mit den Gästen der Abendvorträge (Penny Harvey, Arjun Appadurai, Asko Lehmuskallio, Tanja Bogusz). Der voraussichtliche Termin für einen gemeinsamen, ganztägigen Workshop der Werkstatt ist der 9. Mai 2019, 10-18 Uhr.

Die Aktenförmigkeit von Koordination und Delegation wirft Fragen nach den Modi der Registrierung, Identifizierung und Nachverfolgbarkeit von Handlungen auf. Medienpraktiken der Registrierung und Identifizierung beginnen ebenfalls in wechselseitiger Interaktion, z. B. in sprachlichen und gestischen Praktiken des indexikalischen Verweisens und Verdeutlichens. Durch den Gebrauch registrierender und identifizierender Medien wird die Interaktionssituation transformiert, skaliert und modifiziert. Dies betrifft nicht nur die klassischen Verdatungstechniken staatlicher Registrierung und Identifizierung, darunter polizeiliche Erkennungsdienste, optische und akustische Überwachung, Staatstabellen, Statistik, Big Data. Vielmehr beinhalten Registrieren und Identifizieren ebenso alltägliche logistische Medienpraktiken: Adressierung, Einschätzen, Auffinden, Tracking und die Lieferung einer Nachricht, eines Objekts oder einer Person. Registrierungs- und Identifizierungstechniken ermöglichen die Referenz auf singularisierte Personen und Objekte, aber auch auf lokalisierte und datierte Verschickungsvorgänge.

So lassen sich Formen des registrierend-identifizierenden Mediengebrauchs in den Blick nehmen, mit denen Praktiken, Personen, Zeichen/Daten, Güter und Dienstleistungen „zurechnungsfähig“ gemacht werden, z.B. in der Nachverfolgbarkeit von literarischer Autorschaft, Produktion und Piraterie, der Kreditwürdigkeit einer Person, erwünschter/unerwünschter Beobachtung und Kontrolle, Bewegungsverfolgung, der statistischen Erhebung von Gleichheit, der Verwaltung und Adressierung in einem digitalen Telefonnetz und Nutzungspraktiken digitaler Plattformen. Leitende Fragen sind dabei: Wie verhalten sich die großen politisch-ökonomischen Registratur- und Bürokratisierungswellen seit dem 19. Jh. zur Entstehung massenmedialer Öffentlichkeiten, die von einem generalisierten, anonym adressierbaren Publikum ausgehen, dieses aber postwendend erforschen und durchleuchten wollen? Auf welche Art und Weise entstehen aus kooperativen Praktiken generalisierte Techniken und „Rechen(schafts)zentren“ (R. Rottenburg) zur Registrierung und Identifizierung? Wie integrieren sie Instrumente, und wie vollziehen Akteure die Mobilisierung mittels welcher Inskriptionen bzw. Daten? Mit welchen Wechselwirkungen zwischen ästhetischer bzw. populärkultureller und bürokratischer Registrierung und Identifizierung ist zu rechnen, d.h. wie organisieren Öffentlichkeiten die Zurechnung und Nachverfolgbarkeit von Personen, Zeichen, Dingen, Dienstleistungen?