Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2023

Fotografie des ersten Webservers in der Ausstellung des CERN September 2022
 
Im Sommersemester 2023 biete ich – im Rahmen einer Gastprofessur für Kulturtechniken und Wissensgeschichte – folgende Lehrveranstaltungen an der Humboldt-Universität zu Berlin an:

Eine Anmeldung vorab ist nicht nötig, Sie kommen einfach in die jeweilige erste Sitzung.

  • Forschungskolloquium
    Agnes | Moodle

Das Forschungskolloquium findet en bloc am 14. und 15. Juli als Sommerkolloquium statt. Erstes Treffen zur Organisation vorab: 24. April, 18–20 Uhr (RAUM 4.05). Bitte melden Sie sich davor per eMail an christiane.gaedicke [/a] hu-berlin.de persönlich an.

Worum geht es in Vorlesung und Seminaren?

VL Netzwerkkulturen
Fanginstrument und Falle, Infrastruktur und soziale Figuration, neuronales Netz und pandemische Ansteckung: Anhand des Netzes, seiner Praktiken, Techniken und Materialisierungen skizziert die Vorlesung Grundlagen einer Kulturtechnikforschung unter digitalen Bedingungen. Sie verfolgt die longue durée einer Wissensgeschichte der Netze und Netzwerke ebenso, wie sie aktuelle Entwicklungen in datenintensiven sozialen Medien, Machine Learning („KI“), Finanz- und Blockchaintechnologien in den Blick nimmt.

SE Vernetzen/Entnetzen
Das Seminar baut auf der Vorlesung Netzwerkkulturen auf, nimmt aber einen Perspektivwechsel vor. Im Vordergrund stehen hier Praktiken und Infrastrukturen des Entnetzens, Stillstellens und Unterbrechens. Wir werden gemeinsam nach den Reserven und Erschöpfungen digitaler Kulturen fragen, ihrer Latenz und Un/ruhe. Was kommt nach der fortwährenden Verbindung, ihrer Unterbrechung und Rekonfiguration durch Pandemie und Krieg? Wie lassen sich Disconnectivity Studies betreiben und zugleich neue soziale Medien denken?

Literatur: Marilyn Strathern, „Cutting the Network“. Journal of the Royal Anthropological Institute 2, Nr. 3 (1996): 517–535. Urs Stäheli, Soziologie der Entnetzung. Berlin: Suhrkamp, 2021.

SE Medien- und Wissenskulturen des Testens
Have you been tested? Nicht erst seit der Covid-19-Pandemie weckt die Frage des Testens das Interesse von Science and Technology Studies und Wissen(schaft)sgeschichte. Lange, sehr lange war diese Entwicklung von der Dominanz des „Experiments“ überlagert worden. Wo dieses als nobel – da kreativ und wissensgenerierend – galt, ist der „Test“ ebenso profan wie alltäglich, aber eben situativ entscheidend. Das Seminar stellt die Praktiken, Infrastrukturen und Imaginationen des Tests in den Vordergrund. Wir werden dafür gemeinsam Testsituationen und -verfahren untersuchen: vom Sinnestest zur technischen Prüfung, vom Persönlichkeitstest zum Turing-Test, vom Testbild zur Testvorführung.

Literatur: Noortje Marres und David Stark, „Put to the Test: For a New Sociology of Testing“. The British Journal of Sociology 71, Nr. 3 (2020): 423–443. https://doi.org/10.1111/1468-4446.12746. Victoria Tkaczyk, Mara Mills und Alexandra Hui, Hrsg. Testing Hearing. The Making of Modern Aurality. Oxford; New York: Oxford University Press, 2020.

SE Susan Leigh Star und Bruno Latour
Das Lektüreseminar folgt den Spuren einer transatlantischen intellektuellen Begegnung, die sowohl für Susan Leigh Star wie Bruno Latour wegweisend war. Wir lesen gemeinsam zentrale Texte der US-amerikanischen Soziologin und des unlängst verstorbenen französischen Philosophen. Im Vordergrund steht dabei die enorme Lust beider an kontroversen Diskussionen innerhalb der Wissenschaftsforschung. Denn selten wurde so intensiv um deren Grundlagen gerungen wie in Stars und Latours Texten, die in Sachen Sozial-, Kultur- und Medientheorie bis heute kaum übertroffene Maßstäbe gesetzt haben.

Literatur: Susan Leigh Star, Grenzobjekte und Medienforschung. Bielefeld: transcript, 2017. https://www.transcript-verlag.de/media/pdf/04/26/71/oa9783839431269.pdf. Bruno Latour, Der Berliner Schlüssel. Erkundungen eines Liebhabers der Wissenschaften. Berlin: Akademie-Verlag, 1996.