Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2024

Im Sommersemester 2024 biete ich folgende Lehrveranstaltungen in der Siegener Medienwissenschaft an:

  • What Is Digital Sovereignty?
    Unisono | Moodle
  • Entnetzung: Praktiken, Diskurse, Infrastrukturen (Seminar Medien- und Kulturtechnik, Gr. 1)
    Unisono | Moodle
  • Entnetzung: Praktiken, Diskurse, Infrastrukturen (Seminar Medien- und Kulturtechnik, Gr. 3)
    Unisono | Moodle
  • Forschungskolloquium
    Unisono | Moodle

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Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2023/24

Im Wintersemester 2023/24 biete ich folgende Lehrveranstaltungen in der Siegener Medienwissenschaft an:

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Mastodon

Logo von MastodonWer kürzere Postings lesen will oder gerne informiert wird, wenn es hier einen neuen Blogeintrag gibt, kann mir gerne auf Mastodon folgen. Meinen persönlichen Twitter-Account werde ich nur ausnahmsweise nutzen, solange das Unternehmen von Elon Musk geleitet wird. Bye bye Twitter, welcome Mastodon!

CAIS-Report: Geschichte und Theorie des digitalen Bezahlens

Cover CAIS Report Geschichte und Theorie des digitalen BezahlensDieser CAIS-Report ist eine Vorschau für »Das Kreditkarten-Buch: Geschichte und Theorie des digitalen Bezahlens«. Es wird 2024 im Berliner Kulturverlag Kadmos erscheinen. Weite Teile des Texts sind durch das Bochumer Fellowship überarbeitet und geschrieben worden. Mein herzlicher Dank gilt dem gesamten Team des Center for Advanced Internet Studies und dem Siegener Sonderforschungsbereich Medien der Kooperation.

Die Kapitel des Buches tragen folgende Titel (Stand November 2020):

1. Andere Medien des Geldes
2. „Debtor Nation“ USA
3. Europas Ringen um die Zahlungssysteme
4. Globalisierungen der Kreditkarte
5. Digitales Bezahlen und die Blockchain
6. Die neue Öffentlichkeit des Geldes. „CAIS-Report: Geschichte und Theorie des digitalen Bezahlens“ weiterlesen

Digital Network Technologies between Specialization and Generalization

Tim Berners-Lee demonstrates the World Wide Web to delegates at the Hypertext 1991 conference in San Antonio, Texas [CERN-IT-9112021-01]
Tim Berners-Lee demonstrates the World Wide Web to delegates at the Hypertext 1991 conference in San Antonio, Texas [CERN-IT-9112021-01]

Based on historical case studies focused on media and data practices, the project reconstructs the co-operative creation of networked media since 1989. From a media-historical perspective, it aims to provide a contribution to the European and transatlantic history of the Internet and the World Wide Web. From a media-theoretical perspective, the project aims to develop and specify a concept of digitality that takes into account its cooperative emergence, its infrastructural maintenance, universalization, and its specific publics. 

We thereby focus on the constitutive role of a) interchangeability of representations and the growth of digital systems, b) cooperative production of interoperability and modularity, and c) elementary practices of reading, writing and algorithmic control. The three work packages of the project explore

  1. the constitution of the World Wide Web via its situated work constitution (Gießmann, Schüttpelz, Taha, Volmar),
  2. the development of intranets using the example of German corporate networks (Taha) and
  3. the emergence and spread of IP-based real-time communication via instant messaging (Volmar).

We assume that the establishment of the Internet and especially the World Wide Web as a public general-purpose infrastructure has lead to a remediation of cooperative practices of local working contexts. The project therefore therefore reconstructs the emergence and proliferation of web applications as a software- and data-oriented infrastructural history of cooperative media. We focus on the mutual production of cooperative conditions from collective, locally limited as well as translocally distributed work contexts and the corresponding situated data practices and arrangements (such as format usage, user administration, file sharing, collaborative processing of files, programming, error correction, patenting, standardization, etc.). 

We are particularly interested in the interactions between work practices and the specific requirements for cooperation they produce, and in the materializations and affordances of digital micro-practices, through which cooperative conditions are ultimately realized in the form of digitally networked applications. We analyze these dynamics before the background of a longue durée of bureaucratic and administrative processes. These form the underlying socio-technical conditions that determine the materiality of cooperative computing, networking and data processing.

This research project is a part of the Collaborative Research Center „Media of Cooperation“ at Siegen University. Feel free to contact us anytime! Up to date publications can be found at our Media of Cooperation homepage.

Principal Investigators: Dr. Sebastian Gießmann | Prof. Dr. Erhard Schüttpelz
Researchers: Dipl. Medienwirtin Nadine Taha | Dr. Axel Volmar
Comenius Visiting Professor: Thomas Haigh
Mercator Fellow: Valérie Schafer

Facebook verlassen

Ich werde Facebook nicht mehr nutzen und meinen Acccount löschen. Nachdem bekannt geworden ist, in welchem Ausmaß Facebook die Datenanalyse Dritter nicht verhindert, blieb mir keine andere Wahl. Hat Cambridge Analytica wirklich die US-Wahlen zugunsten Trumps entschieden? Das wird man nicht mit letzter Sicherheit feststellen können. Aber nach allem, was nun darüber bekannt geworden ist, ist doch klar, welches Missbrauchspotenzial Facebook bietet. Man musste auch vorher schon sehr naiv sein, um dies nicht zu sehen: Für die Putins und Trumps dieser Welt sind digitale Öffentlichkeiten eine Einladung zur Manipulation.

Hilft nur Öffentlichkeit gegen diese Form der Manipulation von Öffentlichkeit? Mit Sicherheit. Aber sie muss nicht notwendigerweise in den datenintensiven Infrastrukturen stattfinden, die alle sozialen Beziehungen (bzw. deren Datenspuren und -strukturen) kapitalisieren. In diesem Sinne werde ich wieder öfter hier auf dem eigenen Blog schreiben. Ich freue mich auf Ihre und Eure Kommentare, Tweets, Blogroll-Links und Pingbacks!

Joseph Vogl zur Pathologie der Netzwerke

Gäbe es in diesem Weblog eine Kategorie „Wiedergesehen“, dann müsste das 2010 von Tim Otto Roth mit Joseph Vogl geführte Interview ganz unbedingt in ihr enthalten sein. Von den antiken Flüchen der Orestie, über Schillers dramatische Schurkereien und die politische Ökonomie der Frühen Neuzeit nebst Geheimgesellschaften zum Parlament der Dinge – eine Tour de Force, die unbedingt inspirierend bleibt. Das Gespräch war übrigens Teil des Projekts „facing science“ und entstand anlässlich der Ausstellung 300 Jahre Wissenschaften in Berlin im Martin-Gropius-Bau.

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Vier Thesen zur Plattformgesellschaft (2)

Die vier Thesen zur Plattformgesellschaft, die Michael Seemann und ich zur re:publica 2015 formuliert haben, waren nie statisch gedacht. Also sollen sie fortwährend an die aktuellen medienkulturellen und ökonomischen Gemengelagen angepasst werden. Denn die Diskussion um die Vermittlungsleistungen und den Charakter digitaler Sozialität hat gerade erst begonnnen.

In meinem Siegener Seminar „Was ist eine Plattform?“ im Wintersemester 2015/16 (PDF) standen weniger die historischen Netzwerkeffekte und Plattformökonomien im Vordergrund, um die es uns bei der re:publica ging. Vielmehr ging es um  die neuen und neuesten „sozialen Medien“. Ob des Tempos der Entwicklung sind Plattformen wie Facebook und YouTube dabei schon „alte Medien“, WhatsApp aktueller Mainstream und Snapchat vorläufig das nächste heiße Ding. Durch den Vergleich vieler aktueller Plattformen und ihrer Nutzungspraktiken lässt sich nun eine etwas andere Systematisierung vornehmen, die nach den gemeinsamen Eigenschaften der aktuellen Social-Media-Plattformen fragt – also nach ihrem Charakter als neue Vermittler.

Was also ist eine Plattform, als soziales Medium? Eine Definition könnte folgendermaßen formuliert werden:

  1. Plattformen sind datenintensive Infrastrukturen, auf denen verschiedene soziale Welten unterschiedlicher Akteure zusammentreffen können, aber nicht müssen.
    Ihre infrastrukturelle Veränderung folgt also den verschiedenen Praxisgemeinschaften, die eine Plattform gewissermaßen für sich „erobern“. Filter bubbles und Echokammern existieren neben Interaktionsformen, in denen heterogene Akteure aus verschiedenen sozialen Welten miteinander interagieren. Dabei ist die Vermittlung zwischen unterschiedlichen sozialen Welten ein diffiziler Prozess, der an Missverständnissen, kulturellen Unterschieden und soziotechnischen Störungen scheitern kann.
  2. Plattformen zielen auf die Aggregation von Netzwerkeffekten, indem sie Netzwerkbildungen von vielen Akteuren (many-to-many) einen standardisierten Rahmen geben.
    Dies klingt zwar vergleichsweise geradlinig, ist aber ein komplexer Prozess, da sowohl sich formierende Praxisgemeinschaften und Plattformfunktionalitäten nicht konstant bleiben, sondern wechselseitig verfertigt werden. Twitter ist dafür das beste Beispiel, seiner von der aktivistischen horizontalen Vernetzung zum globalen Nachrichtenmedium verlaufenen Karriere. Der standardisierte Rahmen ist oft Gegenstand von Nutzungskontroversen, die gerade die Modi der Netzwerkbildung beinhalten, wie etwa die mittlerweile eingeführte algorithmische Relevanzfilterung in der Twitter-Timeline zeigt.
  3. Plattformen sind Orte soziotechnischer Kooperation, die Vertrauen, Kontrolle, Bewertung, Klassifikation und Standardisierung miteinander kombinieren. Sie sind infrastrukturelle und öffentliche „Medien der Kooperation“.
    Die normale Kooperationsform auf Social-Media-Plattformen ist die einer „Kooperation ohne Konsens“, wie sie die Techniksoziologin Susan Leigh Star beschrieben hat. Selbst vergleichsweise geschlossene, normativ ähnlich eingestellte und kleine Praxisgemeinschaften können i.d.R. selten einen kompletten Konsens über ihre Vorgehensweise erzielen. Gemeinsames kooperatives Handeln wird deshalb zuallermeist über gemeinsam genutzte Werkzeuge – in diesem Fall die Plattformfunktionalitäten und andere Software – organisiert. Selten gibt es hierfür die ideale Lösung, vielmehr ist  auch die Interaktion in Social Media durch eine „Struktur schlecht strukturierter Lösungen“ (Star) gekennzeichnet, die für Vertrauensbildung, Kontrolle, Bewertung und Klassifikation genutzt werden.
  4. Plattformen entwickeln eine regulative Kraft auf die durch sie vernetzten Akteure, werden aber durch deren Nutzungspraktiken fortwährend transformiert. Teilweise versuchen sie, den Charakter neuer Institutionen anzunehmen.
    Was in der Forschung oft als globale „Plattformpolitik“ diskutiert und v.a. anhand der Terms of Service problematisiert wird, ist in der alltäglichen Interaktion mit sozialen Medien eine deutlich komplexere Angelegenheit. Die Ko-Konstitution von Medienpraktiken und datenintensiver Infrastruktur lässt sich nicht als statisches Diagramm zeichnen. Jedoch setzen gerade die großen, quasi-monopolistisch agierenden Plattformen sehr gezielt globale Kooperationsbedingungen. Diese sind aber nicht der Ort eines neuen, politisch und v.a. ökonomisch bezifferbaren Mediendeterminismus. Vielmehr bleibt es eine medientheoretische Aufgabe, den nur stabil erscheinenden, vorläufigen Status der neuen Medienagenturen zu bestimmen, mitsamt ihres Anspruchs als Ort der neuen Öffentlichkeiten.

Denn der aktuelle Strukturwandel der (privatisierten) Öffentlichkeiten ist mitnichten abgeschlossen, und kann sogar in’s gemeinschaftliche Web 0.0 zurückführen, wie ein gleichnamiges Projekt des italienischen Street-Art-Künstlers Biancoshock zeigt:

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