I am happy to give a keynote at this conference of the Research Training Group “The Literary and Epistemic History of Small Forms”. It is called Infrastructures and/as Environments: Practices and Ecologies of Circulation. Feel free to join us and think collectively about “Small Forms in Circulation” at Humboldt University on November 28-30, 2024.
Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2024/25
Im Wintersemester 2024/25 biete ich folgende Lehrveranstaltungen in der Siegener Medienwissenschaft an:
- Medien- und Wissensgeschichte Künstlicher Intelligenz
Unisono | Moodle - Ringvorlesung: Media Environments: Between Capture and Surveillance
Unisono | Moodle - Internetgeschichte und Web History (Seminar Mediengeschichte)
Unisono | Moodle - Susan Leigh Star und Bruno Latour
Unisono | Moodle
Worum geht es in den Lehrveranstaltungen? „Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2024/25“ weiterlesen
Am Grund der Zahlung
Mein Beitrag fragt im Rahmen des Panels „Digital Payments: Neue Vulnerabilitäten?“ nach – mithin entscheidenden – Umschlagpunkten und Leerstellen in der Medien- und Sozialgeschichte des digitalen Bezahlens. Techno-ökonomische Netzwerke werden, wie Michel Callon (1991) gezeigt hat, im Laufe ihrer Entwicklungsverläufe irreversibel. Mich interessiert diese Produktion von Irreversibilität in den mehrfachen Digitalisierungen des Bezahlens.
Ab wann und für welche Praxisgemeinschaften kann ein Bezahlsystem als universell gelten? Lässt sich diese Universalität verstetigen, oder müssen wir mit immer neuen spezialisierten Infrastrukturen rechnen, die fortwährend neue Tokens (O’Dwyer 2023) produzieren? Wem obliegt die Übersetzung von neuen Formen des Datengelds, und wie wird es mit Plattformökonomien verknüpft? Auf welche Formen von gesellschaftlicher Vulnerabilität antworten die Versicherheitlichungen digitaler Werte? Und welche individuellen Formen von Verletzlichkeit entstehen durch sie?
Einsatzpunkte des Vortrags sind u. a. die Standardisierung der Kreditkarte parallel zur Aufhebung des Goldstandards 1971, die konstitutive Absenz von Bezahlstandards im frühen World Wide Web der 1990er Jahre (und der damit einhergehende Aufstieg von Werbenetzwerkwerken als Geschäftsmodell), der Aufstieg von PayPal aus dem Zusammenbruch der Dotcom-Blase heraus und die Konjunktion des Bitcoins mit der Finanzkrise von 2008.
Konstitutive Veränderungen der Medien des Mediums Geld, so die Annahme, indizieren mehr als ein Ringen um Marktanteile und Zugang zu sozio-ökonomischer Handlungsfähigkeit und Macht. Sie sind Arbeit am sozioökonomischen Gefüge von Gesellschaften weltweit, zu dem man in Anschluss an Bruno Latour (2002: 21) sagen kann: Je mehr Infrastrukturen, je mehr datenintensive Vermittlungen, umso realer – aber auch verletzlicher – wird finanzmediale Wirklichkeit.
Jede Vermittlung zählt. Besonders deutlich wird dies in der biometrischen Zurüstung neueren Datengeldes, das eine massive Personalisierung von Werten durch und mit Körperzeichen vornimmt. In dieser Kombination von Konto, Körper und Person zeigt sich die mediale Dimension von Bezahlsystemen als Klassifikationssystemen, durch die elementare Differenzen von class, race und gender konstituiert und – potenziell – irreversibilisiert werden.
Digital Payments: Neue Vulnerabilitäten?
11. September 2024, 13.15–14.45 Uhr
Raum 02.O.03
FHNW Campus Muttenz / Basel
Mit Beiträgen von Markus Unternährer, Antonia Steigerwald, Tatjana Graf, Carola Westermeier, Marek Jessen und Sebastian Gießmann
- Callon, Michel. „Techno-Economic Networks and Irreversibility“. In A Sociology of Monsters? Essays on Power, Technology and Domination, herausgegeben von John Law, 132–161. London; New York: Routledge, 1991.
- Latour, Bruno. „What is Iconoclash. Or is There a World Beyond the Image Wars?“ In Iconoclash. Beyond the Image Wars in Science, Religion and Art, herausgegeben von Bruno Latour und Peter Weibel, 14–37. Karlsruhe; Cambridge, MA; London: ZKM; MIT Press, 2002.
- O’Dwyer, Rachel. Tokens. The Future of Money in the Age of the Platform. London; New York: Verso, 2023.
Die erste App: kleine Geschichte der Kreditkarte
Die Kreditkarte ist ein Kind des 20. Jahrhunderts. Sie gehört zum Erbe der US-amerikanischen Konsumkultur und der „dreißig glorreichen Jahre“ des westlichen Kapitalismus nach dem Zweiten Weltkrieg. Aber trotz neuer Finanztechnologien im mobilen digitalen Bezahlen bleibt sie weltweit das führende Zahlungsmittel.
Alte Kreditkarten und neue Apps mischen sich dabei auf paradoxe Weise: Sechs Jahre nach dem Start von Apple Pay als smartphone-basiertem Bezahldienst bot Apple 2020 in Zusammenarbeit mit Goldman Sachs eine eigene physische Kreditkarte an. Nun mit einem Smartphone-Wallet gekoppelt, löste sie eine Neugestaltung der bestehenden Plastikkarten aus. Die schon länger obsolete, leichte Erhöhung der persönlichen Daten, die einst durch Papierabdruck die Nutzung von Kreditkarten per Formulardurchschlag erlaubt hatte, ist verschwunden. Das soziale Prestige der Kartennutzer:in äußert sich jetzt weniger darin, mit ihrem guten Namen zu bezahlen, sondern in den Werten der Walletdaten auf ihrem mobilen Bildschirm. Namen, Kreditkartennummer und weitere persönliche Daten sind in den letzten Jahren mehr und mehr auf die Rückseite der Karten gewandert. Nach der Covid-19-Pandemie ist zudem die persönliche Unterschrift auf Rechnungen deutlich seltener geworden.
Mit dem Wechsel im Kartendesign reagiert die Banken- und Kreditkartenindustrie auf die von Big Tech gesetzten Maßstäbe im digitalen Bezahlen. Aber kann sie mit den nicht-westlichen Innovationsdynamiken von Finanztechnologien noch Schritt halten? Chinesische Unternehmen wie Alibaba und Tencent haben die bank-basierte Kartenform des digitalen Bezahlens durch app-basierte Dienste übersprungen. Vergleichbares gilt für die Entwicklung des mobilen Bezahlens in afrikanischen Ländern. Warum aber halten sich Kreditkarten trotzdem hartnäckig als Bezahlmittel und Geschäftsmodell, das sogar neue Allianzen mit der Welt der Krypto-Assets eingehen kann?
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What’s Digital About Digital Media?
In this working paper we explore an alternative thread in the early development of media and medium as concepts: the origins of the idea of the storage medium in digital computing practices and communities of the 1940s and 1950s. While such practices were obscure at the time, they laid the technological foundation for today’s range of digital media. We discuss digitality as a feature of the practices used to read and write symbols from a medium, not a physical property of the medium itself.
We then move on to a discussion of the alphabet as itself digital, grounded in the work of Nelson Goodman. Engaging with the contributions of Matthew Kirschenbaum, we explore the limited interchangeability of representations between different encodings of the same symbols, connecting the purported immateriality of digitality to this actual fungibility of material representations.
This is a draft chapter of a book on “Defining Digitalities.” Comments are highly welcome!
Test: Überleben, Intelligenz, Handlungsmacht und Zukünfte in der Testgesellschaft
„Keine Deskription eines Settings ist möglich oder sogar denkbar ohne die Vermittlung einer Prüfung; ohne eine Prüfung und eine Krise können wir noch nicht einmal entscheiden, ob es ein Setting gibt oder nicht – und noch weniger, wie viele Teile es beeinhaltet.“ Madeleine Akrich und Bruno Latour
Heft 29 der Zeitschrift für Medienwissenschaft fragt, wie sich Medien und Tests wechselseitig konstituieren. Besondere Aufmerksamkeit erfahren dabei Politiken des Testens. Die Beiträger*innen schlagen vor, Tests als offene Situationen zu verstehen, in denen mit teils etablierten, teils sich erst während des Testens etablierenden Maßstäben soziotechnische Bewertungen erfolgen und Entscheidungen getroffen werden. Für einen medienkulturwissenschaftlichen Begriff des Tests gilt: In den Mikroentscheidungen des verteilten und verteilenden Testens steht das Soziale selbst auf der Probe. Die versammelten Beiträge verdeutlichen: kein Test ohne Medien – kein Medium ohne Test.
What’s Digital About Digital Communication?
Although the distinction between digital and analog was first made in the context of automatic computers, the concepts were quickly broadened to apply to media and communication systems of all kinds. This working paper continues work on both fronts by looking at the historical broadening of the concept of digitality to include non-numerical systems of representation such as those used to encode text and pictures. This conception underlies the ability of computers to deal with things other than numbers, but it has its roots in communications theory, most famously in the work of Claude Shannon.
In parallel with our historical description of the emergence of non-numerical conceptions of digitality we broaden our analytical treatment of digitality to encompass more historical technologies and reading practices: not only adding machines and punched cards, but also musical boxes, weaving systems, movable type, and even alphabets and hand gestures.
This is a draft chapter of a book on “Defining Digitalities.” Comments are highly welcome!
Protokollieren und Formatieren: Zur Mediengeschichte des credit reports
Der Beitrag folgt protokollarischen Schreibpraktiken, die zur Ausbildung der nordamerikanischen Kultur des Kreditgebens beigetragen haben. Er rekonstruiert die institutionelle und medienpraktische Entstehung des credit report im 19. Jahrhundert. Auf dessen narrativen und klassifizierenden Bewertungen von Kreditwürdigkeit beruht, so die These, die Konjunktur des prestigeträchtigen Bezahlens mit Kreditkarten im 20. Jahrhundert. Die protokollierenden Praktiken – in der Kreditauskunft, aber auch in der Registratur von Transaktionen – führen darin zur Ausbildung von fixierenden Karten- und Datenformaten und Standardisierungen. Diese werden wiederum für die Finanzmedieninteraktion protokollarisch, d.h. vorschreibend wirksam.
Erschienen im Open Access (PDF) in dem von Peter Plener, Niels Werber und Burkhardt Wolf herausgegebenen Buch Das Protokoll.
Die einstmals universelle Maschine
In Michel Serres’ 1989 erstmals erschienenen Elementen einer Geschichte der Wissenschaften steht der Computer am Ende einer Vielzahl von Verzweigungen im Netz aller möglichen Wissens- und Wissenschaftsgeschichten. Seine Bedingung liegt dabei nicht nur in allen Netzwerken, die ihm vorausgehen. Serres lässt keinen Zweifel daran, dass der Computer zu jenen Maschinen gehört, die man Universalwerkzeuge nennt – „da sie vom Werkzeug die Effizienz und vom Universellen die Wissenschaftlichkeit geerbt haben“.[1] So weit, so vertraut, könnte man mit etwas zu viel Gewissheit meinen: Rechenmaschinen sind eben spätestens seit Turings tape als universelle Maschinen konzipiert worden. Aber bereits Serres stellt nicht die Philosophie und Mathematik des Rechnens mit symbolischen Maschinen in den Vordergrund: Weder Leibniz und Pascal, noch Turing und von Neumann hätten die Rechenwerke komplett im Kopf gehabt, bevor sie sich ihrer konkreten Realisierung widmeten. Im Gegenteil hält Serres hier die praktische Realisierung des Digitalrechners durch Forschung hoch:
„Wer forscht, weiß nicht, sondern tastet sich vorwärts, bastelt, zögert, hält seine Entscheidungen in der Schwebe. Nein, er konstruiert den Rechner von übermorgen nicht dreißig Jahre vor seiner Realisierung, weil er ihn nicht voraussieht; während wir, die ihn kennen und fortan benutzen, leicht dem Fehlschluß erliegen, er hätte ihn vorausgesehen. In Wirklichkeit ist es mit ihm wie mit allen Akteuren dieses Buches – den individuellen und den kollektiven, den materiellen wie den intellektuellen: sie sind nur Darsteller seiner Verzweigungen und seines schwankenden Netzes.“[2]
Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2022
Im Sommersemester 2022 biete ich folgende Lehrveranstaltungen in der Siegener Medienwissenschaft an:
- Einführung in die Medienwissenschaft 2
Unisono | Moodle - Internetgeschichte und Web History
Unisono | Moodle - Akteur-Netzwerktheorie und Akteur-Medien-Theorie
Unisono | Moodle - Medien- und Kulturtheorie der Digitalität |
Media and Cultural Theory of Digitality
GEÖFFNET FÜR UKRAINISCHE STUDIERENDE IM RAHMEN DES FLUCHT-CURRICULUMS | OPEN FOR UKRAINIAN STUDENTS
Unisono | Moodle
Die Lehrveranstaltungen finden in Präsenz statt. Worum geht es in den Seminaren? „Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2022“ weiterlesen