Mediengeschichte trifft Science and Technology Studies

Die spät festgestellte Nähe von Science and Technology Studies und historischer Medienforschung hat bisher vor allem zu einer vermehrten Aufnahme der STS in medienhistorische Arbeiten geführt (Gitelman 2013; Gillespie, Boczkowski und Foot 2014; Dommann 2014; Hanke 2014; Hoof 2015). Diese greifen wiederum produktiv auf die infrastruktur- und wissenschaftshistorischen „Klassiker“ der STS zurück (Star 1989; Bud-Frierman 1994; Bowker und Star 1999) und zeichnen sich v.a. durch ein gemeinsames Interesse an historisch-ethnografisch analysierten Informationsinfrastrukturen, bürokratischen und dokumentarischen Praktiken aus. Eine vergleichbare, auf Praktiken fokussierende, infrastrukturorientierte Überkreuzung von STS und Medienforschung wird auch im Bereich der History of Computing und History of Networking vermehrt vorgenommen (Schabacher 2013; Thielmann 2013; Starosielski, Soderman und Cheek 2013; Gießmann 2014; Haigh, Russell und Dutton 2015).

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Ins Netz gegangen: Von Verstrickungen und Freiheiten

Bettina Mittelstraß hat ein tolles Radiofeature zum Klingen gebracht: „Ins Netz gegangen: Von Verstrickungen und Freiheiten“ gibt es beim Deutschlandfunk zum Hören und auch zum Nachlesen. Neben echten Fischern und Verkehrsplanern bietet der einstündige Essay auch Gedanken zur Netzmetapher (von Alexander Friedrich),  Rasterüberwachung (von Dietmar Kammerer) und der Wissenschaftsgeschichte (Cornelius Borck). Ich habe im letzten Oktober in Berlin mit Bettina Mittelstraß gesprochen, u.a. über die Anfänge des Netzes in der aufklärerischen Wissenskultur und Jacob Levy Morenos Rolle in der Geschichte sozialer Netzwerke. Besonders gut gefällt mir die akustische Kombination der physischen Eigenschaften des Fischernetzes mit denen anderer Netze, z.B. gemessener elektromagnetischer Strahlung.

„Vernetzung und Netzwerke sind die Stichworte der Stunde und der Raum, den Maschen, Knoten, Systeme und Verbindungen begrenzen, wird dichter und enger.

Nichts darf entrinnen, niemand durchfallen – keine Beute, kein Verbrecher, kein Nutzer, kein Gedanke, kein Sozialfall. Und ist man einmal drin in der filigranen Struktur, führen Selbstbefreiungsversuche meist zu noch größeren Verstrickungen.“

Cyberspace, Cluetrain, Digitalcharta: Die Botschaft der Internet-Programmschriften [reblog]

Programmatische Schriften begleiten die Verbreitung des World Wide Webs seit den Neunzigerjahren. Auf die Ausrufung des unabhängigen „Cyberspace” folgte die Transformation der Märkte in „Gespräche“. Die Digitalcharta proklamiert neue Grundrechte aus demokratischer Sorge, bleibt darin aber ein selbst verabreichtes politisches Beruhigungsmittel.

Der Vorschlag zu einer Digitalcharta der Europäischen Union hat ein überwiegend zwiespältiges Echo hervorgerufen. Juristischen Ansprüchen scheint sie, erwartungsgemäß, kaum zu genügen. Ihre parteipolitische Färbung kann man präzise kritisieren. Aber sitzen nicht die allermeisten Kommentatoren einem Irrtum auf, wenn sie den Vorschlag für bare Münze nehmen?

Tatsächlich erweckt die Textgattung der Charta Hoffnungen, die sich wohl nicht erfüllen lassen werden. Ihre Funktion ist jedoch, wie bei anderen Internet-Programmschriften, zugleich symbolisch und diagnostisch. Das World Wide Web ist, wie auch weite Teile des Internets, ohne normative Grundsatzdebatten entstanden, wenn man von der anfänglichen Prägung durch wissenschaftliche Ideale der Ressourcenteilung einmal absieht. Die Charta holt also tendenziell nach, was lange Jahre lang versäumt worden ist – auch in den politischen Rechtskulturen Europas. „Cyberspace, Cluetrain, Digitalcharta: Die Botschaft der Internet-Programmschriften [reblog]“ weiterlesen

Mikromonetarisierung und freie Wissenschaft? (Update)

Zusammen mit Florian Sprenger habe ich mich der aktuellen Bedrohung der wissenschaftlichen Lehre durch ein kleinteiliges Abrechnungsregime für digitale Texte gewidmet. Der erste Teil des Textes ist drüben im Weblog der Zeitschrift für Medienwissenschaft lesbar, der zweite Teil ist nun auch erschienen (Update). Als Wissenschaftsautor, der seine selbst verfassten Texte jedes Jahr bei der VG Wort meldet, ärgert mich das geplante Meldeverfahren sehr. Ich fühle mich als wissenschaftlicher Urheber nicht gut von der Verwertungsgesellschaft vertreten. Und als Universitätsdozent kann man vor einem Seminar nicht noch Copyright-Recherchen durchführen. Trotzdem verdient diese Entwicklung eine sachliche Diskussion, die nicht nur die aktuelle juristische Lage und die Wissenspolitik der VG Wort und ihre Folgen, sondern auch die medienhistorischen und politischen Ursachen aufzeigt.

Mehr zum Thema gibt es wie immer zuverlässig bei netzpolitik.org, wo Simon Rebiger über die neuesten Entwicklungen berichtet. Es lohnt auch ein Blick auf Twitter. Die Nachricht, dass Hessen den Unirahmenvertrag nicht unterzeichnen wird, hat sich dort heute rasant verbreitet.

Vergleichbares zeichnet sich in Süddeutschland ab:

Zweite Auflage der „Verbundenheit der Dinge“

Es hat eine Weile gedauert, bis das Buch wieder verfügbar war. Aber nun ist sie da, die zweite, durchgesehene Auflage der „Verbundenheit der Dinge“. Sie ist in der Paperback-Fassung etwas leichter und preisgünstiger geworden. Ich mag beide Formate!

Wolfram Burkhardt vom Kadmos-Verlag hat ganze Arbeit geleistet, Jörn Adler die meisten Satzfehler gefunden, Steffen Siegel und Fabian Steinhauer haben Details angemerkt, die nun – wie ein sachlicher Fehler in den Bemerkungen zur mesopotamischen Geierstele von Lagaš, – korrigiert sind. Inhaltsverzeichnis und Einleitung stehen nach wie vor hier online.

Zweite Auflage der Verbundenheit der DingeNachdem die zweite Auflage schon im Mai 2015 besprochen war, sind einige Rezensionen herausgekommen, deren Nachfragen ich gerne aufgegriffen hätte. Dass das „Internet der Dinge“ und auch Facebook und Twitter hier noch nicht vorkommen, ist dem historischen Zugriff geschuldet, der nicht vorschnell aktualisiert. Mittlerweile hätte das Buch ein Kapitel dazu verdient, aber zu Beginn des Projekts im Jahr 2006 war die Welt der neuen Sensorennetzwerke in Big-Data-Verwendungen ebenso wenig absehbar wie die neuen Öffentlichkeiten der „Social Media“. Zu beiden Dingen forsche ich ja weiter – sie erfordern auch andere Zugriffe, als sie eine Kulturtechnikforschung leisten kann. Die Antworten auf die Rezensionen erfolgen im Web, in Interviews (hier und hier) und in dem ein oder anderen Artikel oder Vortrag. Die nächste Buchvorstellung findet am 14. Dezember, 20 Uhr im Leipziger Thomasius-Club statt.

Grenzobjekte, un/sichtbare Arbeit, Kooperation: Zur Kritik soziotechnischer Skripte in der Medienforschung

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Panel zur Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft, „Kritik!“,
FU Berlin, 1. Oktober 2017
10-12 Uhr, Raum A (L 115)

Nadine Taha (Siegen), Sebastian Gießmann (Siegen), Axel Volmar (Montreal/Siegen), Asko Lehmuskallio (Siegen/Tampere)

In seinem Beitrag „Has Critique Run Out of Steam?“ formuliert Bruno Latour ein Plädoyer für eine neue Form von Kritik in den Science and Technology Studies, in der anstelle einer epistemologischen Kritik der Objekte und Fakten eine Kritik der Dinge (im Sinne von Heideggers Bestimmung als „Ver-/Sammlungen“), und ihrer sozialen und politischen „issues“ zentral wird. Susan Leigh Stars Theorie des „Grenzobjekts“, mit der die politische Funktion von Objekten und deren Einbettung in technische Infrastrukturen und soziale Ordnungen herausstellbar ist, ermöglicht in besonderer Weise eine solche Kritik der Dinge. Das Panel nutzt diese Engführung, um der Frage nachzugehen, inwiefern insbesondere Medien als „Dinge“ bzw. Grenzobjekte angesehen werden können und welche Möglichkeiten von Medienkritik sich eröffnen, wenn man Medien im Sinne Stars als Anordnungen auffasst, die Formen der Kooperation ermöglichen und dabei selbst kooperativ verfertigt sind. Diese Sicht auf Medien lenkt den Blick von den Dingen oder Medien selbst auf deren Einbindung in soziale wie technische Protokolle, Klassifikationen, Standards und Infrastrukturen, kurz: auf ihre Einbettung in sichtbare und unsichtbare Arbeit. „Grenzobjekte, un/sichtbare Arbeit, Kooperation: Zur Kritik soziotechnischer Skripte in der Medienforschung“ weiterlesen

„A philosophy of weaving the web“ – NECSUS Interview with Geert Lovink [reblog]

by Geert Lovink
[originally published in the Spring 2016 edition of NECSUS, „Small Data“
Creative Commons license: CC BY-NC-ND 4.0]

Unlike predictions, ‘networks’ are on their way out. The reason for this is the unprecedented concentration of money, power, and infrastructures in the hands of a few monopoly players. Instead of ‘social networks’ we speak of ‘social media’, and that is no coincidence. In fact, ‘network theory’ has followed this trend for some time and has been in relative decline for longer than we might be aware. We can consider the 1990s the golden period of network theory, dominated by a scientific-mathematical method (Barabasi, Watts) and also a social science approach (Castells). Since the crisis of the rhizomatic and productivist Deleuze and the subsequent rise of ‘dark Deleuze’ (Culp), the question has become: why connect, if machines will connect us regardless?

„„A philosophy of weaving the web“ – NECSUS Interview with Geert Lovink [reblog]“ weiterlesen

Marginalie zur Mediengeschichte

Mediengeschichte lässt sich als Verfahren begreifen, in dem die soziologische Differenz von Mikro und Makro bei entsprechender medientheoretischer Vorarbeit weitestgehend unerheblich wird. Dies setzt eine entsprechende Fähigkeit zur Skalierung und zum Wechsel zwischen Maßstäben und Reichweiten voraus, die medienhistorische Erzählungen empirisch grundiert erarbeiten können (und meiner Meinung nach auch sollten). Dies ist auch kein grundlegend neues Verfahren, wie etwa die Debatte um das Indizienparadigma gezeigt hat.

Zu debattieren ist allerdings, wie Skalierungen bzw. Maßstabsleistungen von Medien historiografisch festgehalten werden können. Reicht bereits das – schwer zu realisierende – „follow the actors“ aus, so dass Praktiken zur Grundlage einer longue durée der Medien werden? Oder sind nicht andere Größen, z.B. die zu Kulturtechniken führende Lehr- und Lernbarkeit von Praktiken, die Agentur- und Institutionenförmigkeit von Mediensystemen, die Materialität der apparativen Vollzüge genauso in Betracht zu ziehen, um „scale“ und „scope“ jeweils zu ermitteln?

Your mileage may vary!

[Geschrieben als Antwort auf ein Workshopprogramm der AG-Mediengeschichte „Mikro/Makro“ in Bonn, 8. Juli 2016]

Kleine Theologie des Netzes

Zum Jahrestreffen des Cusanuswerks, das sich 2016 „Netzwerke“ als Titel gegeben hat, durfte ich einen Vortrag beisteuern. Die Präsentation führte noch einmal durch die verschiedenen Schichten der Netzwerkgeschichte: vom textilen Objekt, über die Theologie des Netzes, retikulare Objekte, Infrastrukturen, soziale Netzwerke zu den aktuellen komplexen Netzwerken. Prämisse war dabei: Wir haben unsere Netzwerke, aber unsere Netzwerke verstricken uns auch. Und es gibt kein Netzwerk ohne Objekte und wechselseitige Gaben und Nicht-Gaben. Die ambivalente Qualität des Netzes, und speziell des Fischernetzes, hat das Christentum mit dem Neuen Testament erkannt und fortan gelebt.

Das Programmheft notiert:
„Die globalisierte Gegenwart hat das Netzwerken ohne Zweifel in einen hektischen Dauerzustand verwandelt. Gerade in den digitalen sozialen Netzwerken zählt der Augenblick, oft zum Preis einer Ersetzung der Vergangenheit – aber auch der Zukunft – durch ein getriebenes permanentes Jetzt. Negative Dynamiken und Überwachungsdystopien können sich ebenso schnell verdichten und beschleunigen wie positive Momente sozialer Verbundenheit. Bei der Beschäftigung mit der Geschichte der Netze der Netzwerke gewinnt man immer mehr den Eindruck, dass andere Kulturen als die gegenwärtige durchaus besser verstanden haben, wie ambivalent sozialer Zusammenhalt im Zeichen des Netzes ist.

Mein Vortrag folgt deshalb der kulturhistorischen und theologischen Dimension dieses Alltagsgegenstands, der von der Antike bis in den Barock gerade aufgrund seines zugleich verstrickenden und verbindenden Charakters zur kollektiven Sinnstiftung beitragen konnte: „Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer warf, um Fische aller Art zu fangen. Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, lasen die guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg.“ (Matthäus 13,47-48)“

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Vier Thesen zur Plattformgesellschaft (2)

Die vier Thesen zur Plattformgesellschaft, die Michael Seemann und ich zur re:publica 2015 formuliert haben, waren nie statisch gedacht. Also sollen sie fortwährend an die aktuellen medienkulturellen und ökonomischen Gemengelagen angepasst werden. Denn die Diskussion um die Vermittlungsleistungen und den Charakter digitaler Sozialität hat gerade erst begonnnen.

In meinem Siegener Seminar „Was ist eine Plattform?“ im Wintersemester 2015/16 (PDF) standen weniger die historischen Netzwerkeffekte und Plattformökonomien im Vordergrund, um die es uns bei der re:publica ging. Vielmehr ging es um  die neuen und neuesten „sozialen Medien“. Ob des Tempos der Entwicklung sind Plattformen wie Facebook und YouTube dabei schon „alte Medien“, WhatsApp aktueller Mainstream und Snapchat vorläufig das nächste heiße Ding. Durch den Vergleich vieler aktueller Plattformen und ihrer Nutzungspraktiken lässt sich nun eine etwas andere Systematisierung vornehmen, die nach den gemeinsamen Eigenschaften der aktuellen Social-Media-Plattformen fragt – also nach ihrem Charakter als neue Vermittler.

Was also ist eine Plattform, als soziales Medium? Eine Definition könnte folgendermaßen formuliert werden:

  1. Plattformen sind datenintensive Infrastrukturen, auf denen verschiedene soziale Welten unterschiedlicher Akteure zusammentreffen können, aber nicht müssen.
    Ihre infrastrukturelle Veränderung folgt also den verschiedenen Praxisgemeinschaften, die eine Plattform gewissermaßen für sich „erobern“. Filter bubbles und Echokammern existieren neben Interaktionsformen, in denen heterogene Akteure aus verschiedenen sozialen Welten miteinander interagieren. Dabei ist die Vermittlung zwischen unterschiedlichen sozialen Welten ein diffiziler Prozess, der an Missverständnissen, kulturellen Unterschieden und soziotechnischen Störungen scheitern kann.
  2. Plattformen zielen auf die Aggregation von Netzwerkeffekten, indem sie Netzwerkbildungen von vielen Akteuren (many-to-many) einen standardisierten Rahmen geben.
    Dies klingt zwar vergleichsweise geradlinig, ist aber ein komplexer Prozess, da sowohl sich formierende Praxisgemeinschaften und Plattformfunktionalitäten nicht konstant bleiben, sondern wechselseitig verfertigt werden. Twitter ist dafür das beste Beispiel, seiner von der aktivistischen horizontalen Vernetzung zum globalen Nachrichtenmedium verlaufenen Karriere. Der standardisierte Rahmen ist oft Gegenstand von Nutzungskontroversen, die gerade die Modi der Netzwerkbildung beinhalten, wie etwa die mittlerweile eingeführte algorithmische Relevanzfilterung in der Twitter-Timeline zeigt.
  3. Plattformen sind Orte soziotechnischer Kooperation, die Vertrauen, Kontrolle, Bewertung, Klassifikation und Standardisierung miteinander kombinieren. Sie sind infrastrukturelle und öffentliche „Medien der Kooperation“.
    Die normale Kooperationsform auf Social-Media-Plattformen ist die einer „Kooperation ohne Konsens“, wie sie die Techniksoziologin Susan Leigh Star beschrieben hat. Selbst vergleichsweise geschlossene, normativ ähnlich eingestellte und kleine Praxisgemeinschaften können i.d.R. selten einen kompletten Konsens über ihre Vorgehensweise erzielen. Gemeinsames kooperatives Handeln wird deshalb zuallermeist über gemeinsam genutzte Werkzeuge – in diesem Fall die Plattformfunktionalitäten und andere Software – organisiert. Selten gibt es hierfür die ideale Lösung, vielmehr ist  auch die Interaktion in Social Media durch eine „Struktur schlecht strukturierter Lösungen“ (Star) gekennzeichnet, die für Vertrauensbildung, Kontrolle, Bewertung und Klassifikation genutzt werden.
  4. Plattformen entwickeln eine regulative Kraft auf die durch sie vernetzten Akteure, werden aber durch deren Nutzungspraktiken fortwährend transformiert. Teilweise versuchen sie, den Charakter neuer Institutionen anzunehmen.
    Was in der Forschung oft als globale „Plattformpolitik“ diskutiert und v.a. anhand der Terms of Service problematisiert wird, ist in der alltäglichen Interaktion mit sozialen Medien eine deutlich komplexere Angelegenheit. Die Ko-Konstitution von Medienpraktiken und datenintensiver Infrastruktur lässt sich nicht als statisches Diagramm zeichnen. Jedoch setzen gerade die großen, quasi-monopolistisch agierenden Plattformen sehr gezielt globale Kooperationsbedingungen. Diese sind aber nicht der Ort eines neuen, politisch und v.a. ökonomisch bezifferbaren Mediendeterminismus. Vielmehr bleibt es eine medientheoretische Aufgabe, den nur stabil erscheinenden, vorläufigen Status der neuen Medienagenturen zu bestimmen, mitsamt ihres Anspruchs als Ort der neuen Öffentlichkeiten.

Denn der aktuelle Strukturwandel der (privatisierten) Öffentlichkeiten ist mitnichten abgeschlossen, und kann sogar in’s gemeinschaftliche Web 0.0 zurückführen, wie ein gleichnamiges Projekt des italienischen Street-Art-Künstlers Biancoshock zeigt:

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