Die vierte Ausgabe von ilinx widmet sich den Praktiken und Kulturtechniken zielführender Umwege. Unter „Workarounds“ verstehen wir temporäre Lösungen eines Problems und Improvisationen, mit deren Hilfe nicht nur Fehler in technischen Systemen korrigiert werden, sondern im weiteren Sinne der soziale Alltag bewältigt wird – angesprochen sind die Ausnahmen von der Regel, die das Gelingen erst ermöglichen. Workarounds umgehen auf räumlicher, zeitlicher und auch institutioneller Ebene die formalisierten und regelgeleiteten Abläufe, sie zeigen neue politische, soziale und ästhetische Wege auf. Indem man auftretenden Schwierigkeiten ausweicht und überraschende Verbindungen schafft, eröffnen sich Handlungsoptionen, während man etwas tut.
ilinx – Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft. Nr. 4 : Workarounds
Herausgegeben von Holger Brohm, Sebastian Gießmann, Gabriele Schabacher und Sandra Schramke
Das gesamte Heft ist auf dem EDOC-Server der Humboldt-Universität einsehbar:
http://dx.doi.org/10.18452/18686
Inhaltsverzeichnis und Editorial [PDF]
Gabriele Schabacher, Im Zwischenraum der Lösungen. Reparaturarbeit und Workarounds [xiii]
Florian Hoof, “Speed Metal” – Medien industrieller Produktion und tayloristische Arbeitsorganisation [3]
Kathrin Fehringer, Workaround am eigenen Leib: Prothetik bei Otto Dix und in der französischen Gegenwartsliteratur [23]
David Keller, “A direct Pipeline to the Soul”. Zur Geschichte von Tricks und Täuschungen als epistemisch motivierte Umwege in der sozialpsychologischen Forschung [41]
Nikolaus Lehner, Empfehlungssysteme: Begehrlichkeiten auf Umwegen [57]
Claudy Op den Kamp, Circumvention and the Film Archive: Found Footage, Legal Provenance and the Aesthetics of Access [79]
Ronja Trischler, Trial and Error. Zusammenarbeit im Irrgarten digitaler Bildbearbeitung [93]
Tom Ullrich, Um das „Qualitätskino“ herumarbeiten. Über Umwege und Workarounds des jungen Jean-Luc Godard [117]
Petra Löffler, Zick-Zack. Bruno Latours Umwege [137]
Maren Mayer-Schwieger, Umwege auf See. Zur Pflanzenverschiffung Ende des 18. Jahrhunderts [145]
Fabian Goppelsröder, Aus-/Setzen. Zur Bewegungslogik des Zauderns [157]
Marcus Termeer, Le Parkour: Effektive (Um-)Wege in postfordistischen Stadtlandschaften [165]
N.N., Die gerissene Hutschnur. Bürokratie und Workarounds [173]
Sandra Schramke, Umwege der Ästhetik. Die Architektur von Wang Shu und Lu Wenyu [183]
Susan Leigh Star / Geoffrey C. Bowker, Warum Klassifikationen zählen [193]
Sebastian Gießmann, Klassifizieren und Improvisieren. Ein Kommentar zu Geoffrey C. Bowker und Susan Leigh Star [205]
gedenken, Annette Bitsch (1969–2016) [224]