Zum Jahrestreffen des Cusanuswerks, das sich 2016 „Netzwerke“ als Titel gegeben hat, durfte ich einen Vortrag beisteuern. Die Präsentation führte noch einmal durch die verschiedenen Schichten der Netzwerkgeschichte: vom textilen Objekt, über die Theologie des Netzes, retikulare Objekte, Infrastrukturen, soziale Netzwerke zu den aktuellen komplexen Netzwerken. Prämisse war dabei: Wir haben unsere Netzwerke, aber unsere Netzwerke verstricken uns auch. Und es gibt kein Netzwerk ohne Objekte und wechselseitige Gaben und Nicht-Gaben. Die ambivalente Qualität des Netzes, und speziell des Fischernetzes, hat das Christentum mit dem Neuen Testament erkannt und fortan gelebt.
Das Programmheft notiert:
„Die globalisierte Gegenwart hat das Netzwerken ohne Zweifel in einen hektischen Dauerzustand verwandelt. Gerade in den digitalen sozialen Netzwerken zählt der Augenblick, oft zum Preis einer Ersetzung der Vergangenheit – aber auch der Zukunft – durch ein getriebenes permanentes Jetzt. Negative Dynamiken und Überwachungsdystopien können sich ebenso schnell verdichten und beschleunigen wie positive Momente sozialer Verbundenheit. Bei der Beschäftigung mit der Geschichte der Netze der Netzwerke gewinnt man immer mehr den Eindruck, dass andere Kulturen als die gegenwärtige durchaus besser verstanden haben, wie ambivalent sozialer Zusammenhalt im Zeichen des Netzes ist.
Mein Vortrag folgt deshalb der kulturhistorischen und theologischen Dimension dieses Alltagsgegenstands, der von der Antike bis in den Barock gerade aufgrund seines zugleich verstrickenden und verbindenden Charakters zur kollektiven Sinnstiftung beitragen konnte: „Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer warf, um Fische aller Art zu fangen. Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, lasen die guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg.“ (Matthäus 13,47-48)“