Künstliche Intelligenz zwischen Spezialisierung und Universalisierung

Cologne Media Conversations Künstliche Intelligenz zwischen Spezialisierung und Universalisierung

Auf welche Zukunft in welchen neuen Umgebungen muss sich die Medien- und Kulturtechnikforschung angesichts der rezenten Konjunktur von Künstlicher Intelligenz ausrichten?

Der Vortrag kommt hierzu auf eine grundsätzliche Frage von Marcel Mauss zur Konstitution von Techniken zwischen speziellen und allgemeinen Zwecken zurück. Er bietet, erstens, eine kurze Lagebeschreibung zur gegenwärtigen Entwicklung des maschinellen Lernens und neuerer KI zwischen Spezialisierung und Universalisierung.

Kern meiner Argumentation ist, zweitens, eine natur- und kulturtechnische Genealogie. Sie fragt nach der historischen Wiederkehr konnektionistischer Praktiken, Algorithmen, Denk- und Handlungsstile als Bedingung der aktuellen KI-Technologien. Wie konnten aus biologischen Neuronen artifizielle neuronale Netze werden, die als infrastrukturelle Grundierung Künstlicher Intelligenz fungieren?

Auf dem Spiel stehen dabei, drittens, die Medien selbst. Sie werden aufgrund der Naturalisierung und Habitualisierung von konnektionistischer KI zu statistisch operationalisierten, datenintensiven Netzwerken.

Künstliche Intelligenz zwischen Spezialisierung und Universalisierung:
Eine Wette mit Marcel Mauss
Cologne Media Conversations no. 55

Dienstag, 21.01.2025, 12–13.30 Uhr
Universität zu Köln, Hauptgebäude, Hörsaal VIII

Stadt als Meer – Antonia von Schönings „Die Administration der Dinge“

Cover "Administration der Dinge", Antonia von Schöning

Antonia von Schöning hat ein elegantes Buch geschrieben. »Die Administration der Dinge« verflechtet geschickt Imaginations-, Verwaltungs- und Mediengeschichte, um sich der Hauptstadt des 19. Jahrhunderts erneut zu nähern. Mit ihrer Neuerkundung der Pariser Kanalisation des 19. Jahrhunderts betritt von Schöning ein Souterrain, das schon seit Langem kein »anderer Ort« mehr ist. Zwar lassen sich die Touristen und Touristinnen, die das Pariser Kanalisationsmuseum (Musée des Égouts) verlassen, immer noch leicht daran erkennen, dass sie beim Verlassen erleichtert wieder aufatmen. Aber die imaginären Überschüsse, von denen dieses Buch handelt, sind heutzutage eher Erkundungen infrastruktureller Praxis gewichen, wie sie etwa Bruno Latour und Émilie Hermant mit »Paris, ville invisible« in Gestalt eines Fotoessays vorgelegt haben. An Erzählungen, die etwa der Kanalisationspoetik in Victor Hugos »Les Misérables« gleichkämen, mangelt es jedoch der Jetztzeit genauso wie an Kartenwerken, die Eugène de Fourcys monumentalen »Atlas souterrain de la ville de Paris« von 1859 das Wasser reichen könnten.

Von Schönings hier besprochenes Buch, das als Dissertationsschrift im Weimarer Graduiertenkolleg »Mediale Historiographien« entstanden ist, betont die Untrennbarkeit von medialen Darstellungsverfahren, administrativen Techniken, imaginativen Praktiken und Umgestaltungen des urbanen Raums. Es handelt sich um eine genuin medienkulturwissenschaftliche Studie, zu deren Anlage eine umfassende Durchsicht der Traktat- und Administrationsliteratur zur Pariser Kanalisation gehört – mitsamt ihrer neu entwickelten statistischen und kartografischen Verfahren.

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Kleine Theologie des Netzes

Zum Jahrestreffen des Cusanuswerks, das sich 2016 „Netzwerke“ als Titel gegeben hat, durfte ich einen Vortrag beisteuern. Die Präsentation führte noch einmal durch die verschiedenen Schichten der Netzwerkgeschichte: vom textilen Objekt, über die Theologie des Netzes, retikulare Objekte, Infrastrukturen, soziale Netzwerke zu den aktuellen komplexen Netzwerken. Prämisse war dabei: Wir haben unsere Netzwerke, aber unsere Netzwerke verstricken uns auch. Und es gibt kein Netzwerk ohne Objekte und wechselseitige Gaben und Nicht-Gaben. Die ambivalente Qualität des Netzes, und speziell des Fischernetzes, hat das Christentum mit dem Neuen Testament erkannt und fortan gelebt.

Das Programmheft notiert:
„Die globalisierte Gegenwart hat das Netzwerken ohne Zweifel in einen hektischen Dauerzustand verwandelt. Gerade in den digitalen sozialen Netzwerken zählt der Augenblick, oft zum Preis einer Ersetzung der Vergangenheit – aber auch der Zukunft – durch ein getriebenes permanentes Jetzt. Negative Dynamiken und Überwachungsdystopien können sich ebenso schnell verdichten und beschleunigen wie positive Momente sozialer Verbundenheit. Bei der Beschäftigung mit der Geschichte der Netze der Netzwerke gewinnt man immer mehr den Eindruck, dass andere Kulturen als die gegenwärtige durchaus besser verstanden haben, wie ambivalent sozialer Zusammenhalt im Zeichen des Netzes ist.

Mein Vortrag folgt deshalb der kulturhistorischen und theologischen Dimension dieses Alltagsgegenstands, der von der Antike bis in den Barock gerade aufgrund seines zugleich verstrickenden und verbindenden Charakters zur kollektiven Sinnstiftung beitragen konnte: „Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer warf, um Fische aller Art zu fangen. Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, lasen die guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg.“ (Matthäus 13,47-48)“

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Netzwerkanalysen – zum Seminarfinale

Der folgende Text fasst in sehr geraffter Form ein Siegener Seminar im Wintersemester 2014/15 zusammen (Orts- und situationsbezogene Medienforschung I: Netzwerkanalysen). Normalerweise bleibt so etwas im universitären Kontext dunkelgraue Literatur, aber die Zeichen der Zeit sprechen für Open Educational Resources. Die Literaturverweise erschließen sich durch einen Blick auf den Syllabus. Danke an alle Studierenden für ihre engagierte Mitarbeit! „Netzwerkanalysen – zum Seminarfinale“ weiterlesen