Blockchain vs. AI

Logo 4S 2025 Reverberations SeattleBoth as imaginary and material network technologies, blockchain and ‘artificial intelligence’ tend to clash and mingle at the same time. Current neoconnectionist AI and blockchains follow very different cultural logics, just as neural networks differ from peer-to-peer networks sociotechnically. Maximum data intensity, large language models, tokenized media objects, modification of algorithms by data, operational statistics, plus the variation of existing patterns in the case of AI – data immutability, encryption, token economies and exact processing of algorithmic instructions in the case of blockchain. Together, blockchain and neoconnectionist AI are about to form what I call a seventh historical layer within my work on “The Connectivity of Things” in network cultures.

Yet, at the same time, blockchain and AI not only compete for parallel distributed processing power in data centers. They both share energy-intensive, extractive strategies that drive the booms and busts of too-late capitalism (Anna Kornbluh). While their network imaginaries are still being contested, naturalization and habitualization happen at an ever increasing pace. Sometimes, blockchain is now promoted as a slowing-down counter-infrastructure to AI’s accelerationist, generative media and its models. The paper is going to take a close look at controversial cases like Worldcoin, which is supposed to afford for a biometrical “proof-of-human” that attaches a digital identity to online content. While the cultural logics of blockchain and AI might seem to differ almost entirely on the infrastructural level, they are currently serving as a match made in hell when it comes to their political and economical appropriation.

[This is my contribution to the 4S open panel Network Imaginaries: Past, Present, and Future on September 4, 2025.]

Am Grund der Zahlung

Congress of the Swiss Sociological Association 2024 Vulnerable Societies

Mein Beitrag fragt im Rahmen des Panels „Digital Payments: Neue Vulnerabilitäten?“ nach – mithin entscheidenden – Umschlagpunkten und Leerstellen in der Medien- und Sozialgeschichte des digitalen Bezahlens. Techno-ökonomische Netzwerke werden, wie Michel Callon (1991) gezeigt hat, im Laufe ihrer Entwicklungsverläufe irreversibel. Mich interessiert diese Produktion von Irreversibilität in den mehrfachen Digitalisierungen des Bezahlens.

Ab wann und für welche Praxisgemeinschaften kann ein Bezahlsystem als universell gelten? Lässt sich diese Universalität verstetigen, oder müssen wir mit immer neuen spezialisierten Infrastrukturen rechnen, die fortwährend neue Tokens (O’Dwyer 2023) produzieren? Wem obliegt die Übersetzung von neuen Formen des Datengelds, und wie wird es mit Plattformökonomien verknüpft? Auf welche Formen von gesellschaftlicher Vulnerabilität antworten die Versicherheitlichungen digitaler Werte? Und welche individuellen Formen von Verletzlichkeit entstehen durch sie?

Einsatzpunkte des Vortrags sind u. a. die Standardisierung der Kreditkarte parallel zur Aufhebung des Goldstandards 1971, die konstitutive Absenz von Bezahlstandards im frühen World Wide Web der 1990er Jahre (und der damit einhergehende Aufstieg von Werbenetzwerkwerken als Geschäftsmodell), der Aufstieg von PayPal aus dem Zusammenbruch der Dotcom-Blase heraus und die Konjunktion des Bitcoins mit der Finanzkrise von 2008.

Konstitutive Veränderungen der Medien des Mediums Geld, so die Annahme, indizieren mehr als ein Ringen um Marktanteile und Zugang zu sozio-ökonomischer Handlungsfähigkeit und Macht. Sie sind Arbeit am sozioökonomischen Gefüge von Gesellschaften weltweit, zu dem man in Anschluss an Bruno Latour (2002: 21) sagen kann: Je mehr Infrastrukturen, je mehr datenintensive Vermittlungen, umso realer – aber auch verletzlicher – wird finanzmediale Wirklichkeit.

Jede Vermittlung zählt. Besonders deutlich wird dies in der biometrischen Zurüstung neueren Datengeldes, das eine massive Personalisierung von Werten durch und mit Körperzeichen vornimmt. In dieser Kombination von Konto, Körper und Person zeigt sich die mediale Dimension von Bezahlsystemen als Klassifikationssystemen, durch die elementare Differenzen von class, race und gender konstituiert und – potenziell – irreversibilisiert werden.

Digital Payments: Neue Vulnerabilitäten?
11. September 2024, 13.15–14.45 Uhr
Raum 02.O.03
FHNW Campus Muttenz / Basel

Mit Beiträgen von Markus Unternährer, Antonia Steigerwald, Tatjana Graf, Carola Westermeier, Marek Jessen und Sebastian Gießmann

  • Callon, Michel. „Techno-Economic Networks and Irreversibility“. In A Sociology of Monsters? Essays on Power, Technology and Domination, herausgegeben von John Law, 132–161. London; New York: Routledge, 1991.
  • Latour, Bruno. „What is Iconoclash. Or is There a World Beyond the Image Wars?“ In Iconoclash. Beyond the Image Wars in Science, Religion and Art, herausgegeben von Bruno Latour und Peter Weibel, 14–37. Karlsruhe; Cambridge, MA; London: ZKM; MIT Press, 2002.
  • O’Dwyer, Rachel. Tokens. The Future of Money in the Age of the Platform. London; New York: Verso, 2023.

Bar oder mit Karte? Warum wir neue Infrastrukturen des Geldes brauchen [re:publica 23: CASH]

Banner der re:publica 2023, CASH
 
Bar oder mit Karte? Oder doch per App oder Krypto-Wallet bezahlen? Wenn es um’s Geld geht, fehlt in Deutschland soziale Fantasie, Innovations- oder gar Risikobereitschaft. Diesen Zustand nehme ich nicht länger hin und frage: Welchen digitalen Euro braucht unsere Zivilgesellschaft?

Keynote auf der re:publica 2023: 6. Juni, 16.45 Uhr, Stage 1.

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